Samstag, 20. August 2011

Kaufen oder nicht Kaufen? - Das ist NICHT die Frage

Von meinen Kunden werde ich immer wieder gefragt, ob denn jetzt der richtige Zeitpunkt zum Kauf von Aktien ist. Eine Frage, die sich ohne weitere Informationen so nicht beantworten lässt. Es kommt nicht darauf an, ob die Aktien jetzt billig sind oder ob die (selbst ernannten) Fachmedien nun zum Aktienkauf raten. Vielmehr gilt es zu beantworten, was denn mit dem Investment erreicht werden soll.

Wenn Sie für die Pension, welche erst im Jahr 2033 ein Thema ist, investieren und ansparen wollen, sollten Aktien in einem gewissen Ausmaß gekauft werden. Handelt es sich beim geplanten Investment jedoch um eine kurzfristige Veranlagung über nur 3 Jahre, so sind Aktien sicher nicht das richtige Instrument.

Anleger zerbrechen sich viel zu oft den Kopf über das Timing beim Investment in Aktien und versuchen den Markt quasi „auszutricksen“. Doch das wird nicht gelingen. Finanzkrisen wie auch Hausse-Phasen kündigen sich nicht lauthals an. Sie sind das Ergebnis verschiedener Faktoren, wie Wirtschaftswachstum, Gewinnentwicklung der Unternehmen, Inflation usw. Aber auch regulatorische Voraussetzungen und allgemeine Stimmung können Ausverkäufe oder starke Kursgewinne auslösen. Die Anleger verwenden also viel zu viel Zeit um herauszufinden, wie sich die Börsen in den nächsten Wochen entwickeln werden - und scheitern damit.

Meines Erachtens ist es viel wichtiger, sich über das Ziel der Veranlagung im Klaren zu sein. Wie lang ist der Zeithorizont? Benötige ich während der Laufzeit eventuell Auszahlungen? Verfüge ich noch über andere Gelder, die ich im Fall eines Engpasses flüssig machen kann? Wie hoch ist meine grundsätzliche Risikotoleranz? Etc. Wenn alle diese Fragen beantwortet sind, dann ergibt sich die Aktienquote eines Portfolios von selbst.

Doch nicht allein die Aktienquote ist entscheidend. Achten Sie auch darauf, Ihre Veranlagung auf verschiedene Anlageklassen zu verteilen. Denken Sie nicht nur an Aktien und Cash. Beachten Sie auch Anleihen, Unternehmensanleihen, Emerging Market Anleihen etc. Streuen Sie ihr Portfolio in unterschiedliche Investments und reduzieren Sie gegen Ende der Laufzeit kontinuierlich das Risiko gegen Ende Ihrer der Laufzeit.

Mittwoch, 30. März 2011

Österreich ist "Vize-Weltmeister" bei Pensionsdauer



Die Österreicher verbringen heute durchschnittlich mehr als 23 Jahre in Pension – das ist in etwa doppelt so viel wie 1970. Damit liegt Österreich europaweit auf Platz 2. Das Langlebigkeitsphänomen lässt bis 2060 die altersabhängigen staatlichen Ausgaben auf knapp 30% des BIP ansteigen. Künftig sei daher beim österreichischen Pensionssystem, das in Sachen Nachhaltigkeit im EU-Vergleich auf Platz 18 liegt, eine stärkere Diversifizierung der Risiken und Ertragsquellen der Altersvorsorgesysteme notwendig, sind Experten eines großen Versicherers überzeugt.

„Die weltweite Alterung ist ein struktureller Trend mit potenziell dramatischen, gesellschaftlichen und ökonomischen Auswirkungen, sowohl für die Staatshaushalte als auch für jeden einzelnen“, kommentiert Dr. Wolfram Littich, Vorstandsvorsitzender der Allianz Gruppe in Österreich, die aktuellen Ergebnisse des Allianz Demographic Pulse.

Die zunehmende Lebenserwartung hat in Verbindung mit dem sinkenden Pensionsantrittsalter bis zum Ende der 1990er Jahre zu einer enormen Zunahme der Zeit geführt, die der Einzelne in Rente verbringt. In Österreich hat sich diese Zeitspanne seit den 1970er Jahren verdoppelt: War die damals durchschnittliche Verweildauer im Ruhestand 12,4 Jahre, beträgt sie heute 23,1 Jahre. Nur die Franzosen sind noch länger in Pension – durchschnittlich 24 Jahre.

Hohe Lebenserwartungen und alternde Gesellschaften sind in vielen Ländern der Welt entweder heute Realität oder werden es bald sein. Der Anteil der über 60-jährigen Bevölkerung in Österreich wird von aktuell 23,1% auf 35,8% im Jahr 2050 steigen. Hinter dieser positiven Entwicklung verbergen sich gewaltige gesellschaftliche, medizinische und soziale Fortschritte. Doch die Langlebigkeit hat ihren Preis: Die altersabhängigen Staatsausgaben in Österreich werden von aktuell 26,0% des BIP auf 29,1% des BIP in 2060 wachsen, was über dem Durchschnitt der EU-27 liegt. Die Ausgaben für Pflege werden relativ am stärksten wachsen, von 1,3% auf 2,5% des BIP bis 2060. Die Ausgaben für Pensionen werden von 12,8% auf 13,7% des BIP steigen, der Bereich Gesundheit von 6,5% auf 8% des BIP

Mittwoch, 16. März 2011

Der "Erfinder" des Papiergeldes: Mörder und Finanzgenie

15.03.2011 | 11:41 |  Von Peter Huber (DiePresse.com)
John Law war eine der schillerndsten Persönlichkeiten des 18. Jahrhunderts. Sein Papiergeld-Experiment endete jedoch im Desaster.
Es war ein tollkühner Versuch, der in einem Fiasko endete: Der Plan, das auf Silber und Gold basierende Währungssystem Frankreichs Anfang des 18. Jahrhunderts durch Papiergeld und Aktien zu ersetzen. John Law (1671-1729), dem Erfinder des Papiergeldes, brachte sein Scheitern viel Spott ein. Der Moralist Montesquieu bezeichnete dieses auf Papiergeld basierende System als "Reich der Phantasie".http://squid.diepresse.com/RealMedia/ads/Creatives/diepresse/default/empty.gifhttp://squid.diepresse.com/RealMedia/ads/adstream_lx.ads/diepresse.com/wirtschaft/hobbyoekonom/776559549/Middle2/diepresse/default/empty.gif/57706a30555532416f3967414470724c?_RM_EMPTY_&639996&width=1280
Erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts fanden seine Theorien Würdigung. Adam Smith bezeichnete seine Ideen als "glänzend, aber phantastisch". Joseph Schumpeter reihte ihn "in die erste Reihe der Geldtheoretiker aller Zeiten" ein. Doch wie wurde aus dem Glücksspieler und verurteilten Mörder John Law jenes Finanzgenie, das ihn kurzzeitig zum reichsten Mann seiner Zeit machte?
Die Idee: Papiergeld ohne Edelmetall-Deckung
Der als ältester Sohn eines Goldschmieds im schottischen Edinburgh geborene John Law machte sich seine außergewöhnliche Mathematik-Begabung nach der Schulzeit vor allem praktisch zu Nutze: An den Spieltischen errechnete er blitzschnell Gewinnchancen und finanzierte sich so seinen üppigen Lebensstil. Nach dem Streit um eine Frau tötete Law in einem Duell seinen Widersacher und wurde daraufhin zum Tode verurteilt. Doch Law gelang die Flucht.
Er tingelte in den nächsten Jahren quer durch Europa und war vorwiegend in den Spielcasinos zu finden - aber nicht nur. Tagsüber beschäftigte er sich "Spiegel Geschichte" zufolge mit Finanztheorie und grübelte über das Wesen des Geldes. Law gelangte dabei zur Erkenntnis, dass Geld zirkulieren muss, um Wachstum zu schaffen. Revolutionär war damals vor allem ein Gedanke: Dass es nicht entscheidend ist, ob der Geldumlauf durch Edelmetalle gedeckt ist. Law versuchte lange Zeit vergeblich, Finanzminister und Monarchen in Europa von seinen Ideen zu überzeugen, um sein Papiergeld-Experiment zu verwirklichen. Doch erst in Frankreich öffnete ihm der Tod von Ludwig XIV. (1715) Tür und Tor.
Schulden-Beseitigung per Druckerpresse
Der neue Regent von Frankreich, der Herzog von Orléans, stand vor dem Problem, dass sein Vorgänger, der Sonnenkönig, das Land an den Rande des Bankrott getrieben hatte. Die Schulden waren auf drei Milliarden Livres gestiegen. Die Zinslast drückte, an eine Tilgung war gar nicht zu denken. Das Versprechen Laws, die Schulden per Druckerpresse zu beseitigen, klang da allzu verlockend. Im Mai 1716 erhielt Law die Erlaubnis, die Banque Générale zu gründen. Sie war die erste Bank Frankreichs, die Papiergeld ausgab, das nur durch das Versprechen des Staates, seinen Verpflichtungen nachzukommen, gedeckt war, wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" schreibt.
Und Laws Plan funktionierte. "Die Zinsen sanken, unternehmerische Aktivitäten regten sich, es wurde konsumiert, produziert und investiert", schreibt Detlef Gürtler dazu in seinem Buch "Die Dagoberts - eine Weltgeschichte des Reichtums". Zudem ließ sich das Papiergeld leichter als Münzen transportieren, aber auch verstecken.
Das Mississippi-Desaster
Schließlich erhielt Law das Handelsmonopol für die französischen Überseegebiete in Louisiana und am Mississippi. Man vermutete dort massive Gold- und Silbervorkommen wie in Lateinamerika - obwohl das niemand wissen konnte. Laws Mississippi-Gesellschaft gab Aktien aus, mit deren Hilfe das Geld für die Gold-Expeditionen aufgetrieben wurde. Die Menschen "stürzten sich auf die Aktien wie die Schweine", zitiert die FAZ aus zeitgenössischen Berichten. Erstmals wurden Aktien auch für kleine Leute erschwinglich. Laws Popularität stieg rasant, er sicherte sich das Recht staatliche Banknoten zu drucken. Tatsächlich pumpte er damit eine der ersten Spekulationsblasen auf. Der Kurs der Mississippi-Aktien stieg im Jahr 1719 von Jänner bis Dezember von 500 auf 10.000 Livres.
Als kein Gold gefunden wurde und sich Louisiana immer mehr als wertloses Sumpfland entpuppte, wurden immer mehr Aktionäre misstrauisch. Gleichzeitig stieg der Umlauf an Papiergeld stetig an. Law versuchte gegenzusteuern und schränkte den Besitz von Edelmetallen ein, um eine Flucht ins Gold zu verhindern. Er veranlasste zudem massive Aktienrückkäufe, um Vertrauen wiederherzustellen. Doch es half nichts. Er blähte dadurch die Geldmenge enorm auf und trieb die Inflation in neue Höhen, schreibt "Spiegel Geschichte". Für den Ökonomen Gürtler ist der Absturz leicht erklärt: "Eine ungedeckte Papierwährung (die heute weltweit übliche Variante) ist für ihr Überleben darauf angewiesen, dass die Menschen und die Märkte ihr vertrauen. Fehlt die Vertrauensbasis, fällt die Währung ins Bodenlose".
Schurke oder Wahnsinniger?
Law wurde aus allen Ämtern vertrieben und musste das Land in Schimpf und Schande verlassen. Banknoten galten nach der Episode in Frankreich lange Zeit als Teufelszeug, Banken nannten sich lieber Crédit als Banque.
"Die Historiker streiten über die Frage, ob man ihn als Schurken oder als Wahnsinnigen bezeichnen soll", schrieb der schottische Publizist Charles Mackay 1841 in seinem Buch "Außerordentliche Verwirrung und der Wahn der Massen" über John Law. Doch Mackay fand, dass man Law Unrecht tat: Er sei eher getäuscht worden, als dass er andere getäuscht hätte. Er sei mit den Grundlagen des Kreditwesen vertraut gewesen und habe sich besser auf monetäre Fragen verstanden als irgendeiner seiner Zeitgenossen.
"Hysterische Gier einer ganzen Nation"
"Dass das System derart abrupt zusammenbrach, war weniger seine Schuld als die der Menschen, auf denen er es errichtet hatte. Er rechnete nicht mit der hysterischen Gier einer ganzen Nation", urteilte Mackay. "Wie hätte er voraussehen sollen, dass das französische Volk in seiner rasenden Gier ähnlich dem Mann in der Fabel die Gans schlachten würde, die ihm gebracht worden war, um goldene Eier zu legen?", fragte er.


Donnerstag, 10. März 2011

Gefahr für die Wirtschaft - Welt fürchtet Ölschock

Die Revolte in Nordafrika treibt den Ölpreis auf neue Höhen. Das schürt besonders in Europa die Furcht vor Lieferengpässen und bedroht den Wirtschaftsaufschwung. Kein Wunder, dass die Welt jetzt eine Ölkrise fürchtet. Die Preise für die beiden wichtigsten Ölsorten Brent und das amerikanische West Texas Intermediate (WTI) sind so hoch wie seit zweieinhalb Jahren nicht mehr. In den vergangenen Tagen kletterte der Preis für das Nordseeöl Brent bis auf 119 Dollar, der WTI-Preis durchbrach die 100-Dollar-Marke. Damit ist der Rekordpreis von 147 Dollar je Barrel aus dem Sommer 2008 nicht mehr weit entfernt. Mit den Unruhen in Libyen ist erstmals ein bedeutender Ölförderstaat von der Revolution betroffen, die ihren Anfang in Tunesien genommen hat, danach Ägypten und dann andere Völker in der Region inspiriert hat.

Benzin kostet mittlerweile 1,57 Euro je Liter: Besonders in Europa nimmt die Furcht zu, der Schmierstoff für die Weltwirtschaft könne nicht mehr in ausreichender Menge verfügbar sein. Das treibt die Preise. Hinzu kommt die Sorge, dass deutlich steigende Energiekosten der Inflation weiteren Auftrieb verleihen und Zinserhöhungen folgen könnten, die den Wirtschaftsaufschwung bremsen. Zumal der rasante Ölpreisanstieg in eine Zeit fällt, in der sich viele Länder von der schweren Finanzkrise erholen und hohe Schuldenberge angehäuft haben.

Auf die Industrie kommen wegen der hohen Ölpreise Mehrkosten zu. Und Verbraucher müssen mehr zahlen für Sprit und Heizöl. An deutschen Tankstellen kostet Benzin mittlerweile 1,57 Euro je Liter. Mit weiteren Preiserhöhungen ist zu rechnen, auch wenn der Benzinpreis für Super seinen Rekord von 1,60 Euro je Liter aus dem Sommer 2008 noch nicht erreicht hat.
Die wirtschaftliche Erholung auf der Welt hat die Ölnachfrage erhöht

Quelle: FAZ online - den ganzen Artikel entnehmen Sie bitte hier:

Wie viel aus diesem Artikel wohl dann auch eintreten wird, oder ob der Markt überreagiert, zumal die Tagesproduktion in Libyen bei 1 Mio Barrel und damit bei 2 % der Gesamtfördermenge liegt während allein die „Reservekapazitäten“ von Saudi Arabien bei 4 Mio täglich betragen, möchten wir an dieser Stelle nicht kommentieren oder analysieren.

Einiges ist jedoch aufgefallen: Wenn der Rohölpreis zuletzt auf 119 geklettert ist und der Rekord 2008 bei 147 lag, wie kann es dann sein, dass Benzin an der Tankstelle 1,57 kostet während der Rekord bei 1,60 lag???

Sie fragen sich, ob hier noch wer kräftig mitverdient??? Dazu sollten sie wissen, dass die reinen Förderkosten im Nahen Osten bei 10 Dollar liegen, die Gesamtkosten bei durchschnittlich 30 Dollar – je Barrel (158,98 Liter)…

Samstag, 5. März 2011

Ist das BIP wirklich der Indikator für Wohlstand?

Der Wohlstand eines Landes wird oftmals an einer Kennzahl, dem Bruttoinlandsprodukt, gemessen. Entwickelt wurde dieser Indikator während großen Depression vom späteren Nobelpreisträger Simon Kuznets. Damals war er der erste Hilfsindikator für die Wirtschaftspolitik. Sehr verwundert es, dass sich noch keine weiteren neuen Erkenntnisse zum Messen des Wohlstandes verankert haben. Gilt doch das einundzwanzigsten Jahrhundert als das Jahrhundert der großen Innovationen.

Laut Definition ist das Bruttoinlandsprodukt unter anderem der Summe aller in einer Volkswirtschaft erbrachten Güter und Dienstleistungen. Aber was sagt dies über die Zufriedenheit der Menschen und die Perspektiven eines Wirtschaftsraumes aus? Was kann man aus dieser Kennzahl über die Lebensqualität eines Landes herauslesen?

Um das Problem zu erläutern, hier ein paar plakative Beispiele:

Angenommen, ein Mann heiratet seine Haushälterin. Subjektiv empfunden wird sein Wohlbefinden sicher steigen (sonst hätte er wohl nicht geheiratet). Das BIP geht allerdings zurück, da die Leistung der Haushälterin durch die Hochzeit nicht mehr berücksichtigt wird. Sie werden jetzt nun vielleicht schmunzelnd feststellen, dass das „Wohlbefinden“ eines Mannes mit der Hochzeit stark abnimmt. In manchen Fällen mag das auch zutreffen, allerdings muss dieses Faktum „zwingend“ eintreten muss.

Ein weiters Beispiel aus dem Bereich Familie: Eine berufstätige Mutter widmet sich vorübergehend der Kindererziehung. Das wirkt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit negativ auf das BIP aus. Das Haushaltseinkommen geht ja deutlich zurückgeht. Das Wohlbefinden der Familie dürfte allerdings trotz schlafloser Nächte und/oder schreiender Baby’s deutlich steigen.

Noch ein letztes Beispiel: Hier möchte ich die ökologische Komponente einfließen lassen. Ein Staat versucht den Unternehmen durch geringe Umweltstandards Vorteile zu verschaffen. Das wird höchstwahrscheinlich funktionieren. Die lokalen Unternehmen werden sicherlich davon profitieren. Sie haben ja gegenübeUnternehmen aus Ländern mit höheren Standards gewisse Wettbewerbsvorteile, wie etwas geringere Produktionskosten. Das BIP des Landes mit den geringen Umweltstandards wird wahrscheinlich (zumindest relativ) steigen. Das Wohlbefinden der Bevölkerung wird langfristig aber wohl sinken. Mit zunehmender Umweltverschmutzung wird die Lebensqualität deutlich zurückgehen.

Das BIP hat zweifelsohne seine Berechtigung und es würde auch keinen Sinn machen, die Kennzahl abzuschaffen. Gerade im Vergleich mit anderen Nationalstaaten hat sich das BIP/Kopf als Kennzahl etabliert. Für andere Analysen und Aussagen hat das BIP durchaus auch seine Berechtigung. Nichts desto trotz wäre der nächste logische Schritt, einen Indikator zu implementieren, der den Wohlstand eines Land widerspiegelt. Die Volkswirte sind also durchaus gefordert …

Sonntag, 27. Februar 2011

Rendite erhöhen, Risiko senken. Portfoliooptimierung nach Markowitz

Wertpapierportfolio nach Markowitz optimieren

Ein gutes Wertpapierdepot ist mehr als eine lange Liste von Wertpapieren. Es ist eine ausbalancierte Einheit, die dem Investor gleichermaßen Chance und Absicherung unter einer Vielzahl von möglichen zukünftigen Entwicklungen bietet. Das ist - grob vereinfacht - die Kernthese der Portfoliotheorie von Harry Markowitz, für die er 1990 mit dem Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnet wurde.
Anmerkung: Die nächsten 2 Absätze beschreiben den wissenschaftlichen Hintergrund. Im Zweifel einfach weiterlesen.
Sein Ansatz: Anleger sollten nicht nur ihre Gewinne maximieren, sondern auch die Risiken minimieren. Als Maßzahl für das Risiko verwendet Markowitz den Grad, um den der Wert einer Anlage um seinen Durchschnitt schwankt, die Standardabweichung. Markowitz hatte erkannt, dass die Kombination verschiedener Aktien das Gesamtrisiko eines Portfolios senken kann. Denn viele Aktien bewegen sich bei gleichen Umweltbedingungen unabhängig voneinander oder sogar entgegengesetzt.
Umsetzbare Aktiendepots mit optimalem Risiko und Ertrag bezeichnete er als effiziente Portfolios und bildete sie in einem Diagramm auf seiner legendären Effizienzkurve ab. Das umsetzbare Portfolio mit dem geringstem Risiko nannte er Minimum-Varianz-Portfolio (siehe Graphik). Markowitz hatte seine Lehre auf reine Aktiendepots beschränkt. Inzwischen haben sie andere Portfoliotheoretiker um weitere Anlageformen erweitert. Denn indem Anleger einem Aktiendepot beispielsweise Anleihen, Rohstoffe oder Hedge-Fonds beimischen, können sie Risiken zusätzlich senken, ohne ihre Chancen allzu stark zu beschneiden.
Was ist zu tun, um die Erkenntnisse von Harry Markowitz gewinnbringend für das eigene Wertpapierdepot umzusetzen:
Ein gutes Wertpapierdepot ist mehr als eine lange Liste von Wertpapieren. Es ist eine ausbalancierte Einheit, die dem Investor gleichermaßen Chance und Absicherung unter einer Vielzahl von möglichen zukünftigen Entwicklungen bietet. Das ist - grob vereinfacht - die Kernthese der Portfoliotheorie von Harry Markowitz, für die er 1990 mit dem Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnet wurde.
Anmerkung: Die nächsten 2 Absätze beschreiben den wissenschaftlichen Hintergrund. Im Zweifel einfach weiterlesen.
Sein Ansatz: Anleger sollten nicht nur ihre Gewinne maximieren, sondern auch die Risiken minimieren. Als Maßzahl für das Risiko verwendet Markowitz den Grad, um den der Wert einer Anlage um seinen Durchschnitt schwankt, die Standardabweichung. Markowitz hatte erkannt, dass die Kombination verschiedener Aktien das Gesamtrisiko eines Portfolios senken kann. Denn viele Aktien bewegen sich bei gleichen Umweltbedingungen unabhängig voneinander oder sogar entgegengesetzt.
Umsetzbare Aktiendepots mit optimalem Risiko und Ertrag bezeichnete er als effiziente Portfolios und bildete sie in einem Diagramm auf seiner legendären Effizienzkurve ab. Das umsetzbare Portfolio mit dem geringstem Risiko nannte er Minimum-Varianz-Portfolio (siehe Graphik). Markowitz hatte seine Lehre auf reine Aktiendepots beschränkt. Inzwischen haben sie andere Portfoliotheoretiker um weitere Anlageformen erweitert. Denn indem Anleger einem Aktiendepot beispielsweise Anleihen, Rohstoffe oder Hedge-Fonds beimischen, können sie Risiken zusätzlich senken, ohne ihre Chancen allzu stark zu beschneiden.
Was ist zu tun, um die Erkenntnisse von Harry Markowitz gewinnbringend für das eigene Wertpapierdepot umzusetzen:

Schritt 1: Der Kassensturz

Im Vordergrund des Anlegers sollte das persönliche Einkommen stehen. Zur Bestandsaufnahme gehören außerdem, soweit prognostizierbar, die zukünftigen Vermögensverhältnisse. Ausgaben, die innerhalb der kommenden fünf Jahre anstehen, gehören nicht in das langfristige Portfolio. Stattdessen sind Tagesgelder oder eine Anleihe mit passender Laufzeit angebracht. Das Gleiche gilt für den Notgroschen, der ebenfalls schnell verfügbar sein sollte.

Schritt 2: Was bin ich?

Anleger sollten sich ihre Ziele, den Zeithorizont für die Anlage und ihre Risikobereitschaft genau überlegen. Allein für die Ziele gebe es so verschiedene Möglichkeiten, wie den maximalen Gewinn, Steueroptimierung, Inflationsausgleich oder einfach den Wunsch, das Vermögen zu erhalten. Generell gilt: Je länger ein Anleger Zeit hat, desto höhere Risiken kann er eingehen. Und je mehr Gewinn er abräumen will, desto stärkere Wertschwankungen, auch Volatilität genannt, muss er dafür in Kauf nehmen.

Schritt 3: Ohne Gleichschritt marsch

Eines der wichtigsten Instrumente, um die Risiken im Depot zu senken, ist die Korrelation. Sie gibt an, wie sich die verschiedenen Anlageklassen im direkten Vergleich zueinander bewegen. Ein Wert von 1 bedeutet den genauen Gleichlauf. Bei 0 bewegen sich die Elemente unabhängig voneinander, und bei minus 1 verhalten sie sich genau entgegengesetzt.

Das Beispiel eines Ölunternehmens und einer Fluglinie macht es anschaulich: Steigt der Ölpreis, erhöht das direkt die Kosten der Fluglinie. Die Gewinnspanne sinkt. Das Ölunternehmen verdient jedoch durch die gestiegenen Kerosinpreise mehr Geld als zuvor. Die Geschäftsverläufe und Aktienkurse der beiden verglichenen Unternehmen dürften sich dadurch in der Regel entgegengesetzt, also in negativer Korrelation, bewegen. Über diese Stellschraube kann ein Anleger das Risiko seines Depots deutlich verringern, ohne zwangsläufig nennenswerte Renditeeinbußen zu erleiden. Wenn ein Teil des Depots einmal schlechte Zeiten durchmacht, sind andere Teile davon nicht betroffen oder entwickeln sich im Gegenteil sogar besonders stark.


Schritt 4: sondieren und sortieren

Aktien bieten von sämtlichen Anlageklassen die höchsten Renditechancen. Sie verursachen aber auch die stärksten Kursschwankungen und damit auch die höchsten Risiken. Dabei unterscheidet man zwischen dem systematischen Risiko, das die Aktienmärkte insgesamt mit sich bringen, und dem jeder einzelnen Aktie innewohnenden Risiko.

Um dieses unsystematische Risiko auf eine vernachlässigbare Größe zu drücken, gehören laut statistischen Untersuchungen mindestens 20 verschiedene Werte ins Depot.

Schritt 5: Der ruhende Pol

Der Kern einer jeden Anlagestrategie ist das Verhältnis zwischen Aktien und Anleihen. Anleihen bringen feste Zinsen, und ihr Risiko ist nur ein Sechstel so hoch wie das von Aktienfonds. Das heißt, wenn es die richtige Art von Renten ist.

Schritt 6: Das Beiwerk

Seit der Begründung der Portfoliotheorie durch Markowitz hat sich die Anlagewelt ein wenig weitergedreht. Inzwischen sind weitere Ingredienzen verfügbar, die das Portfolio von den allgemeinen Aktientrends abkoppeln können. Es soll dadurch vor allem unempfindlicher gegenüber Rückschlägen werden.


Schritt 7: Tauschen und pflegen

Durch unterschiedliche Wertentwicklungen verschieben sich die Gewichte der einzelnen Positionen. In diesen Fällen sollte der Anleger das Depot wieder in seine ursprüngliche Form zurückbringen, es also rebalancieren. Das wirkt antizyklisch, denn er baut dadurch teure und risikoreicher gewordene Positionen ab und fährt zurück gebliebene Teile hoch. Hält er sich dabei an ein festes System, schaltet er zudem seine größte Schwäche aus: seine Emotionen.

Freitag, 25. Februar 2011

Überalterung ist nicht nur ein Pensionsproblem

Immer wieder wurde in den letzten Jahren über das Thema Demographie gesprochen. Die Österreicher werden immer älter und haben immer weniger Kinder, das führt zu Problemen.

In den bisherigen Diskussionen wurde dieses Problem jedoch immer nur in Bezug auf die Pensionen betrachtet. Durch die ständig steigende Lebenserwartung und den immer späteren Einstieg ins Berufsleben werden wir zwangsläufige länger arbeiten müssen. Nur dann ist das Pensionssystem gesichert (was ja nicht allen Politikern so klar ist. - Aber das ist eine andere Geschichte).

Mit der Diskussion um die Pensionen scheint das Thema Demographie jedoch erstmal abgeschlossen. Nur wenige machen sich wirklich Gedanken darüber, welche Konsequenzen diese Verschiebung in der Altersstruktur der Gesellschaft noch haben wird. Schauen wir mal nach Japan - das Land mit den größten demographischen Problemen.

In Japan gab es in den letzten 20 Jahren nahezu kein Wirtschaftswachstum. Die Zinsen verharren auf extrem tiefen Niveaus und der Konsum der Japaner ist schon seit Jahren sehr sparsam. Könnte dies vielleicht die Auswirkung der Überalterung sein? Müssen auch andere Länder mit ähnlichen schwachen Wachstumsraten rechnen?

Unsere Wirtschaftssysteme sind darauf ausgelegt, dass immer junge Menschen nachkommen. Hersteller von Mopeds vertrauen darauf, dass es jedes Jahr wieder neue 16-jährige gibt, die sich einen fahrbaren Untersatz zulegen oder auch die Handyindustrie setzt darauf, dass es immer Jungendliche gibt, die die speziellen Features neuer Handymodelle benötigen (Stichwort Facebook, mobiles Internet oder Apps).

Was passiert jedoch, wenn die Anzahl der potenziellen Kunden stetig zurückgeht? Wenn der Pool der Älteren immer größer wird und zu wenig Jungendliche nachkommen? Die Unternehmen werden sich dieser Gruppe der Älteren zuwenden, die Produkte werden anders werden (müssen). Die Innovation wird nicht in Richtung schneller und umfangreicher gehen sondern man wird sich auf Design und/oder Anwenderfreundlichkeit spezialisieren.

Frank Schirrmacher, Herausgeber der FAZ, hat in einem Vortrag darauf hingewiesen. In den kommenden 10 Jahren werden umfangreiche Umwälzungen auf Grund dieser demographischen Veränderungen passieren. Er prognostiziert, dass wir Österreich im 10 Jahren nicht mehr wieder erkennen werden. Der Prozess der demographischen Veränderung wird bis ins Jahr 2060 unumkehrbar sein. Selbst durch Zuwanderung ist die Überalterung nicht mehr aufzuhalten. Durch Zuwanderung wird das Problem zwar kurzfristig verringert - doch auch die Zuwanderer älter werden.

Es bleibt daher zu hoffen, dass sich unsere Wirtschaft besser auf diese Situation einstellen kann. Sonst droht uns ein Szenario wie in Japan.